Stiftung für Jüdische Studien – Zum Andenken an Herrn Prof. Dr. Günter Mayer

Günter Mayer - Biografie

 

Günter Mayer wurde am 06. April 1936 in Pirmasens geboren. Er wuchs in Neustadt an der Weinstraße auf und legte dort 1955 sein Abitur am Humanistischen Gymnasium ab. Er studierte von 1955-1959 an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz Evangelische Theologie und Judaistik, u.a. bei Prof. Dr. Eugen Ludwig Rapp (1904-1977).

 

In den Jahren 1960 bzw. 1964 absolvierte Günter Mayer bei der Pfälzischen Landeskirche in Speyer seine theologischen Prüfungen.

 

Trotz seiner vollen dienstlichen Beanspruchung hatte er bereits 1960 bei Prof. Dr. E. L. Rapp über den Mischnatraktat Para (Berlin 1964) zum Dr. theol. promoviert, 1961 erfolgte seine Ordination in Landau.

 

Sein Vikariat leistete Mayer in Bellheim und Haßloch ab; am 01. April 1965 wurde er zum Evangelischen Pfarrer ordiniert.

 

Anschließend wurde Prof. Dr. Mayer wissenschaftlicher Assistent an der Theologischen Fakultät der Universität Münster in Westfalen bei Prof. Karl Heinrich Rengstorf und Mitarbeiter am Institut Judaicum; hier habilitierte er sich im Jahr 1970 (Ein Zaun um die Tora, Stuttgart 1972).

 

Seit 1970 wirkte er nach seiner Umhabilitierung für das Fach Christliche Orientalistik und Judaistik zunächst als Privatdozent, dann als Professor für Geschichte und Literatur des biblischen und nachbiblischen Judentums.

 

1995 erhielt er den Ruf als Professor für Judaistik (vormals „Christliche Orientalistik und Judaistik“, Prof. Dr. Eugen Ludwig Rapp) des Fachbereichs Evangelische Theologie der Johannes Gutenberg-Universität zu Mainz, heute Evangelisch-Theologische Fakultät, Fachbereich 01.

 

Prof. Dr. Günter Mayer kommt das Verdienst zu, die Judaistik in Mainz paradigmatisch als wesentlichen und integralen Bestandteil des Theologiestudiums etabliert zu haben. Vielen Studenten und Schülern hat er den Sinn für Sprache und die Eigenart der rabbinischen Literatur eröffnet.

 

Im Jahre 2001 wurde er emeritiert.

 

Auch nach seiner Emeritierung blieb der außerhalb „seiner“ Disziplin umfassend gebildete Gelehrte - er war zudem ein bewundernswerter Meister vieler Sprachen - der Johannes Gutenberg-Universität Mainz verbunden.

 

Prof. Dr. Mayer war ein engagierter Vordenker beim christlich-jüdischen Dialog, denn für ihn war das Christentum ohne seine jüdischen Wurzeln nicht grundlegend zu verstehen.

 

 

Er förderte in der langen Zeit unermüdlicher Forschung und fruchtbarer Lehre zahlreiche Studenten, Doktoranden und Habilitanden. Für die Profilierung der Judaistik innerhalb seiner Fakultät hat er Vorbildliches geleistet und hat sich darüber hinaus durch seine Veröffentlichungen zum hellenistischen Judentum und zur rabbinischen Literatur hohes akademisches Ansehen erworben (siehe Bibliographie).

 

Prof. Dr. Günter Mayer ist am 29. Dezember 2004 in Zornheim bei Mainz im Alter von 68 Jahren gestorben. Rabbiner Prof. Dr. Dr. Leo Trepp DD würdigte Mayer als einen herausragenden Kenner des Judentums, der „... ohne Zweifel zu den bedeutendsten Wissenschaftlern des Judentums überhaupt ...“ zähle.

 

In warmherzigen und ergreifenden Worten hat Rabbiner Prof. Dr. Trepp anlässlich des Trauergottesdienstes am 05. Januar 2005 auch die menschlichen Qualitäten von Günter Mayer hervorgehoben. Ohne falsches Harmoniestreben war dem pfälzischen Gelehrten Günter Mayer stets an Wahrheit, Gerechtigkeit und sprachlicher Exaktheit gelegen. Trotz seiner schweren, körperlichen Behinderung behielt er seinen Humor und blieb frei von Selbstmitleid und Resignation. Sein Leid ertrug er tapfer und war lebenslang erfüllt von der Liebe zur Wissenschaft.

 

 

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